Reist du mit leichtem oder schwerem Gepäck?

Ich packe meinen Koffer und nehme mit...

Etwa ein Jahr ist es her, da bin ich mit Sack und Pack und Hab und Gut und Freund umgezogen. Eine neue größere Wohnung, die es uns von der ersten Sekunde an angetan hat und eine neue Stadt waren das Ziel. Trotz großer Vorfreude ist so ein Umzug auch ganz schön anstrengend. Was man wirklich materielles besitzt, sieht man erst dann.

 

Mit leichtem Gepäck reisen, das beschäftigt mich seitdem immer wieder, natürlich auch deshalb, da das Wort Koffer in meiner Website vorkommt und ich sowieso gerne reise. Ich finde einen Koffer zudem schön sinnbildlich. Ein Koffer in dem man all seine Erfahrungen und Päckchen (die ja bekanntlich jeder so zu tragen hat) durch sein Leben trägt. Mal kommt er einem schwerer vor - mal leichter. Und damit sich alles mal wieder etwas leichter anfühlt - das habe ich besonders bei unserem Umzug gemerkt - hilft:

 

Ausmisten!

 

Das passt auch gut zum Frühling. Die guten in´s Töpfchen - die schlechten in´s Tröpfchen. Für Aschenputtel hat sich das am Ende ja auch gelohnt. Ganz schön befreiend - in vielerlei Hinsicht. Und vor und während und nach unserem Umzug haben deshalb auch wir dies fleißig getan. Ich könnte den Rest des Artikels nun damit füllen, welche Ratgeber besagen, dass es sich tatsächlich leichter lebt, mit weniger Dingen und, dass das materielle Ausmisten, Verkaufen/Spenden auch tatsächlich psychisch etwas bewegt, aber es gilt doch auch hier, probieren geht über studieren, also probiert es selbst einmal aus und schaut, ob ihr euch danach leichter fühlt. Ich kann es nur empfehlen. Einen weiteren schönen Nebeneffekt hat das Ganze auch: Manchmal taucht dabei ein alter, fast schon vergessener Schatz auf. Und das ist nun auch der eigentliche Grund, warum ich euch einen Schwank von meinem Umzug erzähle:

 

Glücklicherweise ist mir dabei ein Brief zugeflatter, den ich vor zwei Jahren in einem Italienurlaub geschrieben habe. Ich war mit einer Gruppe auf einer Reise die morgens und nachmittags Tai Chi Kurse beinhaltete und nebenbei, auch die ein oder andere spannende Aufgabe um sein Leben schöner und bewusster zu gestalten. Der besagte Brief war eine davon: "Schreibt einen Brief an Unbekannt zum Thema Veränderung und Loslassen."

 

Peng - die erste Reaktion: Fast jeder in der Gruppe hatte überhaupt keine Lust dazu und es gab direkt Widerstand. Von "ich bin doch hier im Urlaub" über "das kann ich nicht" bis zu völliger Verweigerung war alles dabei. Interessant. Auch ich musste mich überwinden.

 

Als ich aber endlich den ersten Schritt gemacht hatte, sprudelte es gerade zu und der Lerneffekt dahinter war schlagartig klar: Keiner hatte gesagt, dass der Brief lang sein muss, dass er verständlich sein muss, dass er inspiriend sein muss, dass er intelligent sein muss, nichts dergleichen.

 

All diese Ansprüche waren nur in unseren Köpfen und in unserer Angst vor Bewertung.

 

Schmeißt man diese Gedanken aus dem eigenen Gedankenmuster-Repertouir über Bord, wird es auf einmal ganz leicht. Wie befreiend! Just do it! Kein Schielen nach den Resultaten, mach es so wie es dir gefällt. Just do it!

 

Herausgekommen sind ganz berührende Briefe, egal ob der Inhalt aus 2 Sätzen oder 5 Seiten bestand. Und wie durch zauberhand ist jeder Brief auch noch genau bei der Person gelandet (wir haben aus einer verschlossenen Kiste gezogen) die genau diese Worte gerade gebrauchen konnte. Das größte Geschenk der Übung bestand so oder so darin, dass jeder Teilnehmer am Ende richtig viel über sich und seine Gedankenwelt gelernt hatte.

 

Daher mein eigentlicher Ausmist-Tipp zum Frühling, besteht daher im Ausmisten alter Gedankenmuster. Klar, auch mal die eigene Wohnung, den Keller, die Handtasche und auch die Computerfestplatte, aber eben auch unser automatisch ablaufendes Gedankenkarussell. Beobachte für heute mal ganz bewusst deine Reaktionen auf irgendeine zufällige Situation. Fällt dir ein Gedanke auf, der dich aus Sorge vor Beurteilung stresst oder der dich einschränkt? Am besten hilft da tatsächlich aufschreiben, was schwirrt mir denn so im Kopf herum? Einfach mal raus damit und dann überprüfe: Was ich da denke, bin ich sicher, dass dies wirklich wahr ist? Welcher Gedanke belastet mich nur, aber an der Situation ändert sich dadurch nichts? Wo mache ich es mir schwerer obwohl das nicht wirklich notwendig ist? Und wenn ich ein paar entdeckt habe - mit welchen Gedanken will ich mich stattdessen lieber beschäftigen? Probiert es einmal aus. Keiner muss das Resultat lesen, ihr könnt den Zettel am Ende auch verbrennen.


Die Kraft der Gedanken ist unsichtbar wie der Same,
aus dem ein riesiger Baum erwächst;
und dennoch ist sie der Ursprung für die sichtbaren
Veränderungen im Leben des Menschen.

 

Welchen Gedanken willst du heute ausmisten und welchen leichteren Gedankensamen stattdessen in dein Gepäck packen?

 

 

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